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Editorial
Trösten ist alltäglich, aber immer Nicht getröstete Menschen erle-
noch außergewöhnlich. Trösten ist ben andere nicht mehr so leicht
verbindend. Und damit ist Trösten als Tröster und werden vielleicht
ge|halt|voll. selber schwer zu einem Tröster für
andere. Und vielleicht wird ihnen
Trosterfahrungen helfen dem an- Gott als Tröster auch nicht sehr
deren nicht nur, sich wieder zu vertraut.
beruhigen, sondern sie vertiefen Ich selbst bezeichne zwar den Hei-
auch Beziehungen. ligen Geist als Tröster, aber um
Deshalb sind sie unverzichtbar. ehrlich zu sein, seine anderen Ei-
Was passiert, wenn wir nicht ge- genschaften, seine Kraft und Lie-
tröstet werden? be, sein Licht der Wahrheit oder
seine Gaben sind mir persönlich
Ich persönlich habe in den ers- wichtiger.
ten zwei Jahrzehnten wenig Trost
erfahren und muss heute immer Trösten ist unverzichtbar, das ist die
wieder innerlich aufstehen, der Hauptbotschaft dieser ge|halt|voll-
Not anderer nicht sofort mit Lö- Ausgabe. Wann, wie und warum
sungen zu begegnen, sondern mit das so ist, können Sie jetzt lesen
Trost. Zu schnell bin ich dabei, und sich auf den Weg zum liebe-
Ratschläge geben oder bei der Be- vollen Mitschweigen machen,
wältigung unterstützen zu wollen.
Und was bedeutet es für den ande- Werner May, Herausgeber
ren, nicht getröstet zu werden?
Dann muss er erst einmal alleine
mit seinem Schmerz fertig werden.
Sich selber wieder beruhigen zu
können, muss nichts Schlechtes
sein, wenn es nicht zu Fehlformen
kommt, wie falschen Tröstern oder
dass man Schwäche nicht mehr
zeigen kann. Hennry Wirth, Creative Director
Fehlen Trosterfahrungen, können
zukünftige Beziehungserfahrun-
Foto: © helmutvogler - Fotolia.com man sich weniger für Gefühle
gen eingeschränkt bleiben, weil
öffnet, keine erwartet oder selber
zeigt.
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